Bis vor ein paar Wochen war alles noch heile Welt für Travis Kalanick. Er war bis dahin CEO und Mitgründer von Uber, einer der derzeit am schnellsten wachsenden Internetfirmen weltweit. Doch dann verkündete er auf offiziell auf eigenen Wunsch, wohl aber auf Druck der Investoren hin, erst sein Amt ruhen zu lassen und dann in der letzen Woche endgültig von seinem Posten zurück zu treten.

 

Seine ersten Erfolge und Misserfolge

Kalanick wurde im Jahr 1976 im Los Angeles geboren und besuchte dort die Granada Hills High School. Väterlicherseits hat er Wurzeln, die in die Slowakei und nach Österreich reichen. Er studierte Technische Informatik (Computer Engineering) an der University of California, ebenfalls in Los Angeles. Dieses Studium brach er allerdings ab, um sich seinen anderen Projekte zu widmen.

 

Das erste Projekt war im Jahr 1998 Scour. Eine Suchmaschine und eine File-Sharing-Plattform, die er zusammen mit seinen Partnern Michael Todd und Vince Busam entwickelte. Nach einem milliardenschweren Gerichtsprozess mussten sie allerdings Bankrott anmelden.

Davon ließ er sich allerdings nicht unterkriegen und gründete ein neues File-Sharing-Tool namens Red Swoosh, welches vor allem vorgesehen war, um große Mediendateien und Videos zu tauschen. Unterstützung bekam das Projekt vor allem durch ehemalige Scour-Mitarbeiter. Während dieser Zeit hatte Kalanick einige Schwierigkeiten. So musste er drei Jahre ohne Bezahlung leben und zog, um Geld zu sparen, wieder in sein Elternhaus. Doch selbst das reichte nicht. So übersiedelte er nach Thailand, um weiteres Geld zu sparen. Das war aber nur ein Grund. Ein anderer dürften wohl die Schulden gegenüber der Amerikanischen Steuerbehörde IRA gewesen sein, die er zu dieser Zeit hatte. Da es sich dabei nicht um einen Kavaliersdelikt handelt, wäre er als Geschäftsführer der Firma dafür vermutlich ins Gefängnis gegangen.

Das Problem löste sich allerdings, als er die Firma für 19 Millionen US-Dollar verkaufen und so auch seine Schulden tilgen konnte. Käufer war das milliardenschwere Unternemen Akamai Technologies.

 

Durchbruch mit der Taxi-App Uber

Mit den ihm nun zur Verfügung stehenden Mitteln stieg er in Garrett Camps Team zur Entwicklung der Taxi-App ein. Die Idee war entstanden, nachdem Camp eine Limousine gebucht hatte und dafür 800 Dollar bezahlen musste. Er wollte eine Möglichkeit schaffen, um kostengünstiger solche Services anbieten zu können. Daraus entstand die mittlerweile weltweit bekannte App Uber, über die Fahrer und Fahrgäste zusammenfinden. Interessanterweise geht der Name des Unternehmens zurück auf das deutsche Wort „über“, was hier mit den Worten „super“ oder „über allem“ assoziiert wird.

Uber entwickelte sich seit 2009 zu einem milliardenschweren Unternehmen, das weltweit in über 500 Städten aktiv ist. Kalanick übernahm im Jahr 2010 den Posten des CEO und führte Uber zu seinen großen Erfolgen der vergangenen Jahre. Im Jahr 2016 konnte Uber einen Umsatz in Höhe von 6,5 Milliarden US-Dollar erwirtschaften, erzielte dabei aber einen Verlust in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar. Das liegt wohl immer noch an der aggressiven Expansionstaktit, die man mit der App verfolgt.

Derzeit verfolgt man in den USA verschiedene Möglichkeiten um den Service auszuweiten. Selbstfahrende Autos fahren bereits im Probebetrieb, Helikopterservices in besonders verkehrsgeplagten Regionen, u. a. Sao Paulo und Erforschung der besten Zu- und Ausstiegsstellen in den Städten sowie deren Eintrag in den gängigen Navigationssystemen wie Tom Tom.

Rechtliche Schwierigkeiten in verschiedenen Ländern

Durch die Tätigkeit im „Taxi-Geschäft“ kam Uber immer wieder in Schwierigkeiten mit der Justiz. In Deutschland beispielsweise hat das Unternehmen einen sehr schweren Stand. Um hier Personen gewerblich befördern zu dürfen, bedarf es eines Pesonenbeförderungsscheins (offiziell Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung), die auch jeder Taxifahrer vorlegen muss, um seinem Gewerbe nachzugehen. Bei Uber verfolgt man aber das Ziel, dass jeder Mensch sich dort anmeldet und – unabhängig von seiner oder ihrer persönlichen und fachlichen Ausbildung – Personen von A nach B gegen Entgelt befördern kann. Durch die Regelungen der Fahrerlaubnis-Verodnung (FeV) kann Uber hier seine Dienste nicht uneingeschränkt anbieten. Ähnlich ist die Situation auch derzeit in anderen europäischen Ländern wie beispielsweise Spanien.

Besonders die regulären Taxifahrer und Taxiunternehmen sehen sich durch Uber in ihrer Existenz bedroht und versuchen ständig durch Klagen, Demonstrationen und andere Aktionen Uber aus der Spur zu bringen.

 

Politische Karriere und Privatleben

Sehr umstritten war Kalanicks Engagement als wirtschaftlicher Berater Donald Trumps während seines Wahlkampfes und nach seinem Amtsantritt im Jahr 2016. Zusammen mit einigen anderen CEOs großer amerikanischer Unternemen wie Elon Musk (Tesla), Jamie Dimon (JP Morgan), Bob Iger (Disney) und anderen war er Mitglied in Trumps Strategy and Policy Forum. Allerdings war er nicht immer einer Meinung mit den Entscheidungen, die Donald Trump traf und verließ das Beraterteam.

Zusammen mit seiner langjährigen Freundin Angie You bewohnt er ein Haus in San Francisco. Von 2014 bis 2016 hatte er eine Affäre mit der Violinistin Gabi Holzwarth, die seit der Trennung in verschiedenen Talkshows über die Dinge erzählt, die sie während der gemeinsamen Zeit mit Kalanick erfuhr. Kürzlich musste Kalanick einen weiteren Schicksalsschlag hinnehmen: Bei einem Bootsunfall, bei dem sein Vater verletzt wurde, starb seine Mutter im Alter von 71 Jahren. In den Wochen danach folgten Querelen mit den Investoren bei Uber und schließlich der Rücktritt von seinem Posten als CEO.

Mit einem geschätzten Vermögen von über 6 Milliarden US-Dollar rangiert er regelmäßig in der Forbes Liste der reichsten Menschen der Erde. Sobald er also die Rückschläge der jüngeren Vergangenheit überstanden hat, wir ihm dieser Reichtum wohl bald helfen, ein neues Projekt zu starten.

 

 

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.